Biodiversität
bremenports GmbH & Co. KG

      

[STANDARDS: GRI 103-1, 103-2, 103-3, 304-1, 304-2, 304-3, 304-4 sowie PERS Nr. 11]

Der Anstoss zum Handeln

Infrastrukturausbau geht mit einer Reihe von Beeinträchtigungen für den Meeres- und Küstenlebensraum der Wesermündung und des benachbarten Wattenmeers einher. Ziel ist es daher den Flächenverbrauch für Infrastrukturmaßnahmen so gering wie möglich zu halten. So werden bei Bauvorhaben grundsätzlich Alternativen - Prüfungen durchgeführt und versucht, Umnutzungen im Bestand  zu realisieren bevor neue Flächen erschlossen werden.

Sofern die Versiegelung und Überbauung von Naturflächen nicht zu vermeiden ist, müssen zahlreiche rechtliche Anforderungen eingehalten werden. Nur so sind Infrastrukturmaßnahmen genehmigungs- und umsetzungsfähig. Aufgrund des Standortes der bremischen Häfen an der Wesermündung in direkter Nachbarschaft zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind vergleichsweise hohe Standards bei der Erstellung von Kompensationsmaßnahmen zu erfüllen. 

Unsere Ziele sind...

  • Flächenverbrauch minimieren, Biotopbestand - soweit möglich - erhalten
  • Biotopflächenbestand funktionsfähig erhalten
  • Bevorratung von Kompensationsflächen
  • Biodiversitätsschutz, -förderung und -vermittlung

Unser Vorgehen

Zahlreiche Hafenflächen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Naturschutzgebieten. Welche Schutzgebiete das sind, welcher Lebensraumtyp jeweils betroffen ist und welche schutzwürdigen Arten in den Schutzgebieten leben, können Sie in unserer Kennzahlentabelle nachvollziehen. Eine Liste und Karte zu den aktuellen Naturschutzgebieten finden Sie auf der Homepage der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS).

Aufgrund verschiedener Baumaßnahmen hat bremenports bis 2021 rund 1.400 Hektar Kompensationsflächen hergestellt. Rund rund 700 Hektar befinden sich davon alleine auf der Luneplate / Tegeler Plate.  Die Luneplate ist inzwischen ein gemeldetes EU-Vogelschutzgebiet, das als größtes Naturschutzgebiet des Landes Bremen ausgewiesen wurde. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wertvollen Rastgebiet für Zugvögel entwickelt. So rasten hier unter anderem die Arten Nonnengans, Pfeifente, Krickente, Goldregenpfeifer, Säbelschnäbler und Kiebitz mit teilweise “International bedeutenden“ Beständen, der höchst möglichen Wertstufe.  Die 2015 fertiggestellten Beobachtungspunkte (insbesondere Beobachtungsversteck und Aussichtsturm) verhelfen zu spannenden Einblicken in diesen Lebensraum und sind feste Anlaufpunkte bei den Exkursionen.

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Nonnengänse auf der Luneplate

Übersichtskarten mit einer Angabe der Lage und Kompensationsgrund unserer einzelnen Kompensationsflächen finden Sie hier.

Weiterführende Informationen zur Biodiversität entnehmen Sie bitte der Kennzahlentabelle und dem GRI-Inhaltsindex.

 

Biotopflächenbestand funktionsfähig erhalten

Von den Kompensationsflächen, die von bremenports hergestellt wurden, befinden sich 597 ha noch in zielgerichteter Entwicklung. Die restlichen 672 ha sind nach erfolgreicher Entwicklung bereits in die Unterhaltung übergegangen.

Die Biotopflächen, die von bremenports Mitarbeitern entwickelt werden, werden bis auf wenige Ausnahmen auch als „grüne Hafeninfrastruktur“ durch eigene Mitarbeiter_innen unterhalten. Die Abwicklung aus einer Hand – von der Planung über die Entwicklung zur Unterhaltung – wird von den beteiligten Naturschutzbehörden als sehr vorteilhaft bewertet. Ziel von bremenports ist es daher auch zukünftig alle Kompensationsmaßnahmen selbst umzusetzen. Der Zustand der insgesamt 54 Maßnahmen wird jährlich anhand einer fünfstufigen Skala (von voll funktionsfähig bis nicht funktionsfähig) von Fachpersonal bewertet. 2021 wurde ihr Zustand zu 96 Prozent als funktionsfähig oder besser eingestuft.

 

Bevorratung von Kompensationsflächen

Mit Hilfe von Biotop-Flächenpools sind wir aktuell dabei, Kompensationsflächen bereits vor dem baulichen Eingriff in die Natur zu entwickeln. Aufgrund des zeitlichen Vorsprungs vor der eigentlichen Baumaßnahme entsteht so ein befristeter Nettogewinn für die Natur. Künftige Hafenbauprojekte können aufgrund des vorausschauenden Planens dieser Flächenpools vergleichsweise schnell realisiert werden.

Beispielprojekt: Renaturierung der Billerbeck

Beste Lebensbedingungen für Flora und Fauna in einem mäandernden Bachlauf statt eines artenarmen, weitgehend kanalisierten Gewässers: Dies war das Ziel einer Ausgleichsmaßnahme, die die Mitarbeitenden aus dem Team Kompensation im vergangenen Jahr am Mittel- und Oberlauf der Billerbeck durchgeführt haben. 

Die Billerbeck ist ein linkes Nebengewässer der Lune. Ihre Lauflänge beträgt insgesamt rd. 11 km, das Einzugsgebiet umfasst insgesamt 41,33 km² und befindet sich auf Flächen der Gemeinden Axstedt, Holste (Ortschaft Oldendorf) und Beverstedt (Ortschaft Bokel). Das Gebiet steht als FFH-Gebiet und Naturschutzgebiet unter besonderem Naturschutz. Auf einer Länge von 2850 Metern wurde die Billerbeck in einen mäandrierenden Verlauf verlegt, dazu wurde abschnittsweise Kies eingebaut. Um das Gewässer zu lenken, wurden 30 Grundschwellen und Totholz eingebaut. In den Randbereichen entstanden sieben Stillgewässer und 25 Blänken (kleine Tümpel). Überschüssiger Oberboden aus dem Gewässerbereich wurde zur Verbesserung der Bodenstruktur auf Ackerflächen aufgebracht. Torfhaltige und lehmhaltige Böden sind randlich am Großen Moor eingebaut worden, um dort die Moorentwicklung zu fördern. Aus einem einförmigen und gradlinigen Gewässer entstand ein naturnaher Bachlauf mit großem Strukturreichtum.

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Einweihung zur Revitalisierung der Billerbeck im Juli 2021

Die Auebereiche, die an die Billerbeck angrenzen, werden zu hochwertigen Grünland-, bzw. Gehölzlebensräumen entwickelt. Direkt neben dem Bachlauf entstanden nährstoffarme Sukzessionsbereiche, in denen auf Dauer eine natürliche Entwicklung zugelassen wird.

Durch die Maßnahmen direkt an der Billerbeck wird die Eignung dieses Baches als Lebensraum für Pflanzen und Tiere optimiert. Bei den Fischen ist mit einer Zunahme der Artenvielfalt und Besatzdichte, z.B. mit einer deutlichen Bestandsverbesserung bei den geschützten Neunaugen, zu rechnen. Außerdem werden die Voraussetzungen für die mögliche Ansiedlung von Meerforellen geschaffen. Bei der beabsichtigten Verbesserung des Fischbestandes ist mit der vermehrten Ansiedlung des Eisvogels zu rechnen und auch der Fischotter wird zukünftig an der Billerbeck sehr gute Lebensraumbedingungen vorfinden. Ebenso wurden die Lebensbedingungen für die geschützte FFH-Art Teichfledermaus sowie für die Vogelarten Bekassine und Waldwasserläufer verbessert.

 

Biodiversitätschutz, -förderung und -vermittlung

Aktivitäten zum Naturerleben

Öffentliche Führungen auf der Luneplate konnten im Jahr 2021 aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen nicht durchgeführt werden. Die Weiterführung des Angebotes zum Besichtigen und Erleben unserer Kompensationsflächen ist uns jedoch ein wichtiges Anliegen, ein entsprechendes Angebot soll sobald möglich wieder angeboten werden. Aktuelle Termine werden dann auf unserer Website angeboten. 

Stattfinden konnte erfreulicherweise allerdings der Fahrradtag auf der Luneplate. Bereits zum dritten Mal nutzte bremenports an einem Sonntag die Gelegenheit, den Mitarbeiter_innen und der Öffentlichkeit die Luneplate informativ näher zu bringen. An verschiedenen Stationen warteten zahlreiche Aktionen und vielen Informationen über das Naturschutzgebiet auf große und kleine Naturforscher. An der Alten Hofstelle traf man auf Wasserbüffel, Galloway-Rinder und Kälber. Die Tiere schaffen ideale Lebensbedingungen für diverse Vogelarten, denn sie halten das Gras der Weiden kurz. Hier gab es neben Imbiss- und Getränkeständen auch jede Menge Angebote für Kinder und Jugendliche. Der Aussichtsturm am östlichen Rand der Luneplate bot einen spektakulären Ausblick auf die von uns geschaffene Naturlandschaft. In den Freianlagen vor dem Turm lernte man etwas über Lebewesen in den Gräben wie Fische, Amphibien und Reptilien. Im Beobachtungsversteck am Tidepolder konnte man sich Wasser- und Watvögeln wie Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe mit einem Fernrohr nähern, ohne selbst entdeckt zu werden.

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Fahrradtag auf der Luneplate im September 2021
 

Saatgut ernten mit dem Wiesensamen-Sammler

Die Verfügbarkeit von regionalem Saatgut ist begrenzt und meist mit erhöhten Kosten verbunden. Hier kann ein (relativ) neu entwickeltes Gerät Abhilfe schaffen: Der sogenannte „Wiesefix“ streift mit einer rotierenden Bürste die reifen Samenkörner von den Pflanzen und sammelt sie in einem Auffangbehälter. Auf diese Weise können nicht nur einzelne Arten, sondern komplette Pflanzengesellschaften, die noch dazu hervorragend an die örtlichen Standortverhältnisse angepasst sind, von arten- und blütenreichen Wiesen oder Säumen auf artenärmere Flächen übertragen werden.

bremenports setzte das Gerät im Sommer 2021 auf der Luneplate ein, um dort eine Grünlandparzelle mit vor Ort gewonnenem, artenreichem Saatgut aufzuwerten. Ein Teil dieses geernteten Saatguts wurde darüber hinaus nach Bremen geliefert, um auch dort artenarme Grünlandflächen im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen zu optimieren. Sehr artenreiche Grünlandbestände, wie sie auf der Luneplate nach der bis zu 25-jährigen Entwicklungszeit vorkommen, sind inzwischen sehr selten geworden. Für das Jahr 2022 sind bereits weitere Einsätze des Saatguterntegerätes auf der Luneplate, auch für Naturschutzflächen in der Stadt Bremen, geplant. Mit dem Wiesefix können pro Hektar bis zu 40 kg Saatgut gewonnen werden. Dabei muss die Fläche zur Saatgut-Übertragung nicht gemäht werden, so dass dem Bewirtschafter im Hinblick auf die spätere Heuernte kein Ertragsausfall entsteht. 

Die Verbreitung und der Erhalt arten- und blütenreicher Wiesen dienen dabei nicht nur dem Schutz seltener und gefährdeter Pflanzenarten, sondern gleichzeitig auch dem Erhalt und der Ausbreitung von Insekten. Bereits die Saatgutgewinnung ist insektenschonend, da die Insekten zwar von der Bürste erfasst und „mitgeerntet“ werden, sie können aber jederzeit aus dem Auffangbehälter entweichen.

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Der Wiesefix im Einsatz

Unsere Maßnahmen

Biodiversität
Ziel Maßnahmen SDG Zeithorizont Status 2022
Flächenverbrauch minimieren, Biotopbestand, so weit möglich, erhalten Bei Bauvorhaben Alternativenprüfungen durchführen, um Umnutzungen im Bestand den Vorrang vor weiteren Flächenverbräuchen einzuräumen. 

fortlaufend fortlaufend
Biotopflächenbestand funktionsfähig erhalten Die Funktionsfähigkeit der Flächen sicherstellen. 

fortlaufend fortlaufend
Bevorratung von Kompensationsflächen Den Kompensationspool Drepteniederung (30 ha Grünland, Röhricht, Gewässer) entwickeln und unterhalten. Noch offene Flächen für ausstehende Baumaßnahmen bevorraten.

fortlaufend in Entwicklung 
Den Kompensationspool Untere Lune (25 ha Uferzonen und Aufwertung des Gewässers, insgesamt 8 Gewässerabschnitte) fortlaufend herrichten und entwickeln. Flächen für ausstehende Baumaßnahmen bevorraten. fortlaufend  teilweise in Entwicklung 
Den Kompensationspool an der Billerbeck herrichten und entwickeln (auf 53 ha Gewässerentwicklungsmaßnahmen am Fließgewässer und in der Aue). Flächen für ausstehende Baumaßnahmen bevorraten. fortlaufend  in Entwicklung 
Beteiligung an einem Kompensationsflächenpool in der Geesteniederung, LK Cuxhaven. Es ist die Bereitstellung von Kompensationsmaßnahmen im Umfang von 100 ha vorgesehen. Dazu wurde 2021 ein Vertrag mit der Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven geschlossen. Flächen für ausstehende Maßnahmen bevorraten. fortlaufend fortlaufend
Den Kompensationspool an der Oberen Drepte/Brockmannsmühlen (0,05 ha Maßnahmenfläche: Neuanlage einer Umflut = ökologische Durchgängigkeit, großräumige Aufwertungseffekte im Gewässersystem) entwickeln. Flächen für ausstehende Baumaßnahmen bevorraten. fortlaufend  fortlaufend
Biodiversitätschutz, -förderung und -vermittlung Zwischennutzung von nicht bewirtschafteten Flächen mit Blühwiesen

 

fortlaufend fortlaufend 
Einsatz der auf der Luneplate geernteten Kräuter- und Gräsersaat auf Kompensationsflächen und Grünflächen im Hafenbereich 2022 fortlaufend
Aktivitäten zum Naturerleben auf unseren Kompensationsflächen durchführen  fortlaufend fortlaufend