Abfall, Sedimente & Kreislaufwirtschaft
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Der Anstoß zum Handeln

Angesichts eines weiterhin globalen Anstiegs des Rohstoffverbrauchs wird die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft immer wichtiger.

Die Kreislaufwirtschaft, auch „Circular Economy“, ist in den UN-Zielen für Nachhaltige Entwicklung, den sog. Sustainable Development Goals (SDGs) fest verankert und kann einen wichtigen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen leisten. Sie ermöglicht eine Kreislaufführung von Rohstoffen und kann somit auch in erheblichem Maße zum Ersatz fossiler Energieträger beitragen.

Unsere Ziele sind...

  • Kreislaufwirtschaftskonzepte in den bremischen Häfen unterstützen 
  • Konventionelle Baggerung nach Möglichkeit reduzieren, um sowohl "Abfallaufkommen" als auch "Auswirkungen auf Europäische Schutzgebiete und geschützte Arten" zu minimieren
  • Den Anteil an gebaggerten Sedimenten, die in das Gewässer zurückgeführt werden können, nach Möglichkeit erhöhen 
  • Aufbereitetes und für eine Verwertung geeignetes Baggergut nach Möglichkeit in den Wirtschaftskreislauf zurückführen

Unser Vorgehen

Auch für die bremischen Häfen ist das Thema Kreislaufwirtschaft relevant: In einer Kooperation zwischen dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft und bremenports wurde für das Jahr 2018 eine Bilanzierung von Ressourcen für den Überseehafen Bremerhaven vorgenommen. Ziel der Arbeit war es, eine Datengrundlage für die Verbesserung der Effizienz im Hafenquartier Überseehafen zu erarbeiten. Der Überseehafen ist ein Quartier mit Potential zur praktischen Umsetzung der Kreislaufwirtschaft, denn Stoffströme aus Industrie, Schifffahrt und Logistik bieten in Verbindung mit der guten Anbindung eine Basis für Kreislaufwirtschaftskonzepte.

Das Ergebnis gibt Auskunft über Art, Menge und Verbleib der von acht im Hafen ansässigen Unternehmen entsorgten Abfälle. Die gesamte bilanzierte Abfallmasse betrug 244.000 Megagramm bzw. Tonnen im Jahr 2018, verteilt auf insgesamt 64 Abfallschlüssel. Baggergut stellt mit 176.400 Tonnen (entspricht 74 %), den größten Anteil der gesamten Abfallmasse dar. Die zweitgrößte Abfallquelle resultiert aus der Schifffahrt. Insgesamt fallen 60.060 Tonnen (entspricht 25 %) Schiffsabfälle im Jahr an, wovon 57.780 Tonnen durch die Bilgenölentsorgung von Seeschiffen entstehen.

In einem nächsten Schritt ist geplant, wieder in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen, eine Bilanzierung von Ressourcen für den Fischereihafen in Bremerhaven zu erstellen und mögliche Synergien zur Lenkung von Stoffströmen der beiden Quartiere in Bremerhaven zu ermitteln.

Umgang mit Baggergut

Das zur Sicherstellung der Wassertiefen in den bremischen Häfen anfallende Baggergut stellt mit Abstand den größten Stoffstrom in den bremischen Häfen dar.

Angestrebt wird, den Umfang konventioneller Baggerungen und die Sedimententnahme aus dem Gewässer weitestgehend zu minimieren. Grund dafür ist, die Natur möglichst wenig zu belasten und negative Beeinträchtigungen (wie die Veränderung des Sauerstoff- und Nährstoffgehalts im Wasser, Mobilisierung von Nähr- und Schadstoffen aus Sedimenten, erhöhte Mortalität beim Makrozoobenthos und Veränderungen der Fisch- und Faunenzusammensetzung) so gering wie möglich zu halten.

Das hierfür entwickelte Sediment-/Baggergutmanagementkonzept für die bremischen Häfen sieht schwerpunktmäßig vor, die Sedimentation durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren oder, wenn möglich, Sedimente im Gewässer umzulagern.

bremenports GmbH & Co. KG
Probenahme jährliche Sedimentuntersuchung

Im Bereich der tideoffenen Kajen gelingt es durch den Einsatz von Wasserinjektion (WI), die Sedimentation gering zu halten und Baggerkampagnen auf ein Minimum zu reduzieren. In den abgeschleusten Hafengebieten in Bremen sowie im Fischereihafen in Bremerhaven ist der Eintrag von Sedimenten zudem vergleichsweise gering, so dass es hier durch den Einsatz von WI gelingt, die konventionelle Baggerung ebenfalls zu minimieren. Anders verhält es sich in dem ebenfalls abgeschleusten Hafengebiet des Überseehafens in Bremerhaven. Hier findet ein erheblicher Eintrag und die Ablagerung von Sedimenten aus dem Weserästuar in den Hafenbereichen des Überseehafens statt. Der Einfluss auf diese Sedimenteinträge ist sehr begrenzt und lässt sich nicht vermeiden oder weiter reduzieren.

Für den Umgang mit sandigem und schlickigem Baggergut gibt es unterschiedliche gesetzliche Vorgaben. Sandiges Baggergut kann bei Einhaltung der geltenden Vorgaben im Regelfall im Gewässer umgelagert werden. Das gleiche gilt grundsätzlich auch für schlickiges Baggergut. In den abgeschleusten bremischen Häfen erfüllt dass schlickige Baggergut allerdings weiterhin nicht überall die Anforderungen an eine Umlagerung im Gewässer, so dass eine Entsorgung an Land notwendig ist.

Entsorgung ist im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) sowohl die Verwertung als auch die Beseitigung. Für beides ist eine vorherige Behandlung d.h. Entwässerung notwendig, die am Standort der Integrierten Baggergutentsorgung (IBE) in Bremen-Seehausen durchgeführt wird. Werden die Anforderungen an eine Verwertung nicht erfüllt, wird das entwässerte Baggergut unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben der Deponieverordnung (DepV) auf der Baggergutmonodeponie in Bremen-Seehausen beseitigt. Erfüllt das behandelte Baggergut die Anforderungen an eine Verwertung, sind unterschiedliche Verwertungswege und Einsatzmöglichkeiten möglich. Diese werden im Kapitel Hafenentwicklung näher beschrieben.

bremenports strebt an, den Verwertungsanteil zu steigern. In den vergangenen Jahren konnte bereits eine hohe Verwertungsquote nach erfolgter Behandlung erreicht werden. Dies ist auf die kontinuierliche Verbesserung der Sedimentqualität zurückzuführen.

Weiterführende Kennzahlen zum Thema entnehmen Sie bitte der Kennzahlentabelle.

Umgang mit Schiffsabfällen

Ein weiterer großer Stoffstrom im Hafen sind Schiffsabfälle, wie das in großer Menge zu entsorgende Bilgenöl. Die Überwachung der Abfallmeldungen der Schiffe gemäß MARPOL obliegt dem Hansestadt Bremischen Hafenamt. Im Abfallbewirtschaftungsplan für die bremischen Häfen und im Bremischen Gesetz über Hafenauffangeinrichtungen wird der Umgang mit Schiffsabfällen und Ladungsrückständen geregelt. Die aktuelle Bremische Hafengebührenordnung enthält, abhängig von der Bruttoraumzahl, die Verpflichtung zur Zahlung einer Pauschale für die Entsorgung von Plastik, Lebensmittelabfällen, Hausmüll und kontaminierten Aufsaugmaterialen.

Umgang mit Abfällen in den Hafengewässern

Meeresmülleimer "Seabin"

Seabin heißt der Eimer, der Müll aus unseren Hafengewässern fischen soll. Seit März 2021 wird der Meeresmülleimer im Kaiserhafen von Bremerhaven getestet: Befestigt an einem Ponton schwimmt er auf der Wasseroberfläche und saugt kontinuierlich Wasser durch ein Filtersystem, um so das Hafengewässer von Plastikabfällen zu reinigen. Die Seabin fasst 20 Liter und kann bis zu vier Kilogramm Plastik pro Tag aus dem Wasser entfernen und Partikel ab einer Größe von zwei Millimetern filtern. Dieser Abfall kann dann getrennt entsorgt oder recycelt werden. Außerdem besitzt sie ein ungiftiges und hochbeständiges Anti-Fouling-System, das einen Aufwuchs von Biofilm verhindert. 

Entwickelt wurde die Seabin von einem australischen Unternehmen, das seit 2018 die Meeresmülleimer kommerziell vertreibt. Bis zum heutigen Tag werden weltweit bereits rund 860 Seabins in Häfen, Marinas und Flüssen eingesetzt. Die Australier wenden sich dabei an Unternehmen, Regierungen, gemeinnützige Organisationen und NGOs. In Deutschland gibt es neben der Anlage in Bremerhaven zwei weitere in Emden und Wilhelmshaven.

Unsere Seabin soll nach einer Testphase auch an anderen Orten im Hafen eingesetzt werden.

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Die Seabin im Einsatzgebiet Kaiserhafen

Jugend Forscht Projekt zur Seabin in Kooperation mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium

In einer Kooperation zwischen der Geschwister Scholl Schule in Bremerhaven und bremenports haben sich die Schüler Danny Dolinski, Mohannad Sarha und Rebal Issa am Jugend forscht Wettbewerb beteiligt. Mit dem Thema „Belastung des Hafenbeckens in Bremerhaven mit Mikro- und Makroplastik“  haben sie den ersten Preis im Regionalwettbewerb des Fachgebiets Geo- und Raumwissenschaften sowie den Sonderpreis „Reset Plastic" gewonnen. 

bremenports Mitarbeiter_innen hatten für das Projekt 11 Proben aus dem Meeresmülleimer „Seabin“ bereitgestellt, den die Schüler gewaschen und sortiert haben. Außerdem hat bremenports Schlickproben zur Verfügung gestellt, die von den Schülern nach Makro- und Mikroplastik untersucht wurden.

Aufgrund der Art des Mülls konnten die Schüler belegen, dass ein großer Teil der Verschmutzung von Personen stammt, die sich in direkter Nähe des Hafens aufhalten, da der untersuchte Abfall überwiegend aus Plastiktüten und Plastikverpackungen bestand.

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Die Projektgruppe D. Dolinski, M. Sarha und R. Issa

Unsere Maßnahmen

Abfall, Sediment & Kreislaufwirtschaft 
Ziel Maßnahmen SDG Zeithorizont Status 2022
Kreislaufwirtschaftskonzepte in den bremischen Häfen unterstützen  Bilanzierung von Ressourcen für den Fischereihafen Bremerhaven erstellen und mögliche Synergien zur Lenkung von Stoffströmen ermitteln (Projekt in  Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft der Hochschule Bremen)  offen  geplant 
Bilanzierung von Ressourcen für das Hafenquartier Überseehafen erstellen (Projekt in  Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft der Hochschule Bremen)  2020 abgeschlossen 
Konventionelle Baggerung nach Möglichkeit reduzieren, um sowohl "Abfallaufkommen" als auch Auswirkungen auf Europäische Schutzgebiete/geschützte Arten zu minimieren Den Betrieb von Wasserinjektionsgeräten zur Verringerung des Baggerbedarfs beibehalten  fortlaufend fortlaufend 
Die Zuwässerung der Hafenbecken mit schwebstoffarmen Oberflächenwasser der Weser zur Verringerung des Baggerbedarfs beibehalten  fortlaufend fortlaufend 
Den Anteil an gebaggerten Sedimenten, die in das Gewässer zurückgeführt werden können, nach Möglichkeit erhöhen  Schadstoffmonitoring der Sedimente durchführen, um externe Belastungsquellen zu identifizieren und Vorschläge zur Bewältigung dieser Belastungsquellen zu entwickeln  fortlaufend fortlaufend
Aufbereitetes und für eine Verwertung geeignetes Baggergut nach Möglichkeit in den Wirtschaftskreislauf zurückführen Aufbereitetes Baggergut intern als Sekundärrohstoff für Bau- oder Auffüllmaßnahmen einsetzen fortlaufend fortlaufend
Engagement in Fachausschüssen und einer bundesweiten Arbeitsgruppe, um Anteil an externen Abnehmern für die Verwertung des aufbereiteten Baggerguts zu steigern  fortlaufend fortlaufend 
Mithilfe einer Seabin (Meeresmülleimer) den Plastikmülleintrag in die Gewässer verringern Die vorhandenen zwei Seabins an unterschiedlichen Standorten der bremischen Häfen einsetzen  fortlaufend in Bearbeitung
Ein Jugend forscht Projekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums über den Eintrag von Plastik und Mikroplastik in den Hafengewässern unterstützen  2022 abgeschlossen