[STANDARDS: GRI 103-1, 103-2, 103-3, 305-7, 413-2, PERS Nr. 7 und Nr. 10 sowie PSI 12]
Der Anstoß zum Handeln
Für internationale Hafenstandorte sind die Emissionen der Seeschifffahrt mengenmäßig sehr bedeutsam. Neben klimaverändernden CO2-Emissionen entstehen durch den Treibstoffeinsatz in der Schifffahrt insbesondere große Mengen an Schwefel- und Stickoxiden sowie Feinstäuben, die negative Auswirkungen auf das Ökosystem und die menschliche Gesundheit haben.
Die Quellen dieser Emissionen sind vor allem die Schifffahrt, der Zulieferverkehr auf der Straße, der Schiene und der Wasserstraße sowie die notwendigen Umschlag- und Lagerarbeiten auf den Terminals und alle sonstigen zu einem regulären Hafenbetrieb dazugehörigen Dienstleistungen und behördlichen Tätigkeiten. Dabei sind die Emissionen der Seeschifffahrt im Hafen nach unserer Einschätzung mengenmäßig bedeutsam. bremenports hat keinen direkten Einfluss auf die Seeschifffahrt, für eine aktive Steuerung fehlt der nötige Einfluss auf den Markt. Über Anreizsysteme unterstützen wir die Entwicklung hin zu emissionsarmen Antrieben und versuchen so, die negativen Einflüsse auf Hafen und Umland zu reduzieren.
Unsere Ziele sind...
- die Emissionen in den bremischen Häfen quantitativ und qualitativ zu erfassen
- die Reduktion von Klimagasen und Luftschadstoffen der Seeschiffe im Hafenbetrieb fördern und fordern
- die Weiterentwicklung und weltweite Verbreitung des ESI-Index als Anreizsystem für eine emissionsärmere Seeschifffahrt zu fördern
- die Emissionsreduktion in bremenports eigener Flotte
Unser Vorgehen
Monitoring von Luftemissionen und -immissionen
Überwachung gesetzlicher Grenzwerte der Schiffsemissionen
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) hat mit Unterstützung von bremenports im Juli 2017 am nördlichen Ende des Containerterminals im Hafen von Bremerhaven eine Luftmessstation installiert. Diese Messstelle misst die chemische Zusammensetzung der Abgasfahne vorbeifahrender Schiffe. Das Ergebnis dieser Messung wird zur Unterstützung der bei Verfolgung von Verstößen gegen den Einsatz von schwefelarmen Schiffskraftstoffen (MARPOL - Anlage VI, EU Schwefelrichtlinie) genutzt. Die beobachtete Rate der Einhaltung der Vorgaben von über 99 % in 2019 ist mit der Rate an anderen BSH - Messstationen in Wedel (größer 99 %) und Kiel (98,7 %) vergleichbar.
Überwachung von Immissionsgrenzwerten für die Bevölkerung im Hafenumfeld
Das Monitoring der Luftqualität im Hafenumfeld wird durch das Land Bremen von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS) durchgeführt. Das Bremer Luftüberwachungssystem (BLUES) erfasst seit 1987 an acht ortsfesten Messstationen in Bremen und Bremerhaven Daten zur Überwachung der Luftqualität. Für die bremischen Häfen ist die Messstation in der Hansastraße in Bremerhaven sowie die Messstation in Hasenbüren in Bremen relevant. Die Auswertungen belegen, dass Immissionsgrenzwerte eingehalten werden und keine problematische Belastung für die Bevölkerung ableitbar ist. Über die Homepage des Umweltbundesamtes, bzw. über die dort angebotene App, können für jede Messstation in Bremen und Bremerhaven konkrete Messdaten für beliebige Zeiträume abgefragt werden.
Gutachten zur Beurteilung der Luftqualität im Überseehafen Bremerhaven
Zur Einordnung der Immissionssituation im Überseehafen in Bremerhaven wurde von bremenports ein Immissionsgutachten im Überseehafen beauftragt. Dieses soll die Luftqualität im Hafen und Hafenumfeld evaluieren. Zudem soll es weitere potenziell geeignete Maßnahmen bzw. mögliche Investitionen zur nachhaltigen Reduktion von Luftschadstoffen für den Hafenbereich ermitteln. Ebenfalls soll bewertet werden, ob zusätzliche Messungen von Luftschadstoffen und CO2 an ausgewählten Standorten sinnvoll sind. Ergebnisse sind 2022 zu erwarten.
Emissionsmodell für die bremischen Häfen
Mit dem Simulations-Tool Vessel Traffic und dem Analysetool ECOPAW hat das Institut für Seeschifffahrt und Logistik (ISL) die Grundlagen geschaffen, um die durch Seeschifffahrt, Binnenschifffahrt und hafeninterne Verkehre erzeugten Luftemissionen der Luftschadstoffe Stickoxide, Schwefeloxide und Feinstaub und des Klimagases Kohlendioxid zu ermitteln und auszuwerten. Die beiden entwickelten Tools wurden für die Ermittlung der Emissionen für die Hafengebiete Bremerhaven und Bremen eingesetzt.
Die Auswertung der Emissionswerte für 2018 und 2019 kann in unserer Kennzahlentabelle nachvollzogen werden. Die Auswertung der Emissionswerte für 2020 und 2021 stehen noch aus. Der Vergleich der Kennzahlen spiegelt wider, dass eine weitere wesentliche Reduktion der Luftschadstoffe nur durch einen rechtlichen Rahmen mit Grenzwerten und dem Einsatz von alternativen Kraftstoffen und Antrieben auch in der Schifffahrt erreicht werden kann. Die Emissionsermittlung für die Häfen Bremerhaven und Bremen soll zukünftig jährlich erfolgen und um die landseitigen Verkehrsträger Bahn und LKW erweitert werden.
Förderung und Forderung der Reduktion von Klimagasen und Luftschadstoffen der Seeschiffe
Landstromanschlüsse für die See- und Binnenschiffahrt
Im Juni 2020 hat der Bremer Senat die Schaffung eines breit angelegten Angebots zur Landstromversorgung der Seeschifffahrt in den bremischen Häfen beschlossen. Damit folgt Bremen dem aktuellen Trend, den Reedern verstärkt Landstromanschlüsse anzubieten. Ob und in welchem Umfang die geplanten Landstromanschlüsse in Zukunft genutzt werden, und ob im Fall der Nutzung dies auch Auswirkungen auf die ohnehin unkritische Luftbelastung hat, bleibt abzuwarten.
Mehr Informationen dazu finden Sie im Kapitel Hafenentwicklung.
Projekt ZeroEmission@Berth
Die neun deutschen Seehäfen positionieren sich für die Einführung eines europäischen CO2-Emissionslimits am Liegeplatz für alle See- und Binnenschiffe und haben sich Anfang 2021 zum Projekt „ZeroEmission@Berth“ zusammengefunden, um gemeinsam zu „Null - Emissionen“ in der Schifffahrt, insbesondere am Liegeplatz beizutragen.
Netzgebundene Landstromanlagen können eine effektive Lösung zur Emissionsreduzierung von Schiffen während der Liegezeit im Hafen sein, wenn diese mit 100 % erneuerbarem Strom betrieben werden - jedoch nicht für jeden Hafen, nicht für jeden Liegeplatz und nicht für jedes Schiff. Die Frequentierung eines Liegeplatzes sowie die Schiffstypen des Liegeplatzes müssen berücksichtigt werden. Eine Kostenbeteiligung der Schiffsbetreiber sollte zudem sichergestellt werden.
Aktuell haben die deutschen Seehäfen daher zu einem Innovationswettbewerb aufgerufen, um weitere Lösungen kennenlernen, die am Liegeplatz und nach Möglichkeit gleichzeitig auch im Fahrtbetrieb zur Emissionsreduzierung beitragen. Der Innovationswettbewerb läuft noch bis zum 18. Juni 2022.
Nähere Informationen finden sich unter www.zeroemissionatberth.com.
ESI-Rabatt für emissionsarme Seeschiffe
Durch Nutzung des Environmental Ship Index (ESI), einem internationalen Standard, der im Rahmen der World Port Climate Initiative (WPCI) gemeinsam mit weiteren Häfen der Nordwestrange entwickelt wurde, bzw. entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiterentwickelt wird, bieten die bremischen Häfen der Schifffahrt einen Anreiz, umweltfreundlichere Schiffe einzusetzen als es die gesetzlichen Vorgaben verlangen. Seit 2012 wird in der Bremischen Hafengebührenordnung ein entsprechender Rabatt gewährt.
Der ESI setzt sich aus Teilbewertungen in Punkten für die Emissionen von Stickoxiden, Schwefeloxiden und Kohlendioxid zusammen und gewährt weitere Punkte, sofern das Schiff über einen Landstromanschluss verfügt. Die ESI-Punktzahl bewegt sich zwischen 0 und 100, wobei null den Grenzwerten der International Maritime Organization (IMO) entspricht. Werte über null entsprechen damit einer Übererfüllung der gesetzlichen Vorgaben. Nach Einführung des verschärften Grenzwertes für den Schwefelgehalt in Schiffstreibstoffen in 2020 sank die Anzahl der Schiffe, die einen ESI-Score melden konnten im Jahr 2021.
Insgesamt ist seit der Einführung in 2012 eine positive Entwicklung an Schiffsanläufen, die einen ESI-Score nachweisen können, festzustellen. Die Anzahl an Schiffen mit ESI-Score war bis 2020 kontinuierlich gestiegen. Der Anteil der Schiffsanläufe mit ESI Score in Bremen und Bremerhaven der letzten Jahre kann in unserer Kennzahlentabelle nachvollzogen werden.
Verleihung des greenports Awards 2021
Die greenports Awards für die Kategorie „Umweltfreundlichstes Schiff“ und für die Kategorie „Umweltfreundlichste Flotte“ wurden 2021 beide an die Reederei Holwerda Shipmanagement verliehen. Das Schiff MV Freya der Reederei hat durch technische Lösungen im Bereich der Vermeidung von Stickoxiden überzeugt. Das Schiff ist mit einem sogenannten SCR-Katalysator (SCR = selective catalytic reduction) ausgestattet, der die Stickoxidemissionen im Abgas reduziert. Dadurch erreicht es einen ESI von 56,11 Punkten. Außerdem sorgt das Design des Schiffsrumpfes für einen Beitrag zum Umweltschutz.
Neben der öffentlichen Auszeichnung mit dem Award kompensieren wir symbolisch die CO2-Emissionen für einen Anlauf des Gewinnerschiffs in den bremischen Häfen. Dieses Jahr wurden für die „MV Freya“ 2 Tonnen CO2 kompensiert. Der Klimaschutzbeitrag wird von „DER KLIMAFONDS“ verwendet, um Maßnahmen zur CO2-Reduktion in gemeinnützigen, sozialen und kulturellen Einrichtungen zu fördern.
Die Basis für die Ermittlung der Gewinner des greenports Awards bilden die Werte des ESI aus dem jeweiligen Vorjahr (2020). Um den greenports Award gewinnen zu können, muss ein Schiff die bremischen Häfen mehrmals angelaufen haben. Diese Bedingung wurde eingeführt, um regelmäßige Hafenkunden gegenüber einmaligen Hafennutzern zu würdigen.
Die Gewinner der letzten Jahre finden Sie in unserer Kennzahlentabelle.
Emissionsreduktion in bremenports eigener Flotte
Alle bremenports-Schiffe sind bereits mit einem Landstromanschluss ausgestattet und werden mit konventionellen Schiffsmotoren oder diesel-elektrischem Hybrid-Antrieb betrieben. Dabei kommt i.d.R. Binnenschiffsdiesel zum Einsatz. Dieser gilt gemäß der gesetzlichen Vorgaben mit 0,001 % Schwefel als "schwefelfrei".
Der Einsatz von GTL (Gas-to-Liquid) als Dieselersatz wurde erfolgreich auf einer Klappschute getestet. Auf Basis von Erdgas wird mit dem GTL-Verfahren flüssiger synthetischer Kraftstoff hergestellt. Dieser Kraftstoff verbrennt sauberer als herkömmlicher Schiffsdiesel und produziert weniger Luftschadstoffe. Zudem ist GTL-Fuel nicht giftig, geruchsarm, leicht biologisch abbaubar und mit einem geringeren Gefährdungspotenzial gekennzeichnet, da es praktisch keinen Schwefel und keine aromatischen Verbindungen enthält. Allerdings sind die CO2-Emissionen bei GTL vergleichbar mit denen bei Diesel, sodass der Einsatz nur als Übergangslösung in Frage kommt.
Zurzeit wird an einem Konzept für eine umweltfreundliche Flotte gearbeitet, in dem das Ziel Emissionsreduktion konkretisiert wird. Zur Erreichung dieses Ziels werden auch alternative Antriebe betrachtet. Dabei entscheidet das Anforderungsprofil des jeweiligen Schiffstyps darüber, welche unterschiedlichen Antriebs- und/oder Kraftstoffsysteme in Frage kommen. Eine aktuelle Entscheidung, die gesamte bremenports-Flotte auf GTL umzurüsten, ist noch nicht getroffen, könnte aber hinsichtlich des Flottenalters einen Weg für den Übergang darstellen. Der Einsatz von anderen Treibstoffen wie Methanol, Ethanol oder Wasserstoff bedingt einen umfassenden Umbau der gesamten Flotte. Zudem sind diese Kraftstoffe aktuell nur bedingt am Markt verfügbar.
Langfristig wird eine Verwendung von emissionsfreien Antrieben, wie die Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie oder E - Fuels, angestrebt.
Unsere Maßnahmen
Luftqualität | ||||
Ziel | Maßnahmen | SDG | Zeithorizont | Status 2022 |
Emissionen in den bremischen Häfen quantitativ und qualitativ erfassen | Gutachten für ein systematisches Luftmonitoring der Luftschadstoff-Emissionen im Überseehafen, Ziel ggf. die Installation sinnvoller Messstellen |
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2022 | in Bearbeitung |
Ermittlung schiffsseitiger Emissionen für das Emissionsmodell der bremischen Häfen mit optionaler Erweiterung weiterer Emissionsquellen aus dem Hafenumfeld | fortlaufend | in Bearbeitung | ||
Reduktion von Klimagasen und Luftschadstoffen der Seeschiffe fördern und fordern | Beteiligung am Projekt "Zero Emission at Berth": Gemeinsam mit den neun deutschen Seehäfen sollen technologieoffene Lösungen gefunden werden, die alternativ zur Landstromversorgung zur Reduktion von Klimagasen und Luftschadstoffemissionen der Seeschiffe am Liegeplatz beitragen. |
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2022 | in Bearbeitung |
Mitwirkung am Projekt "Mariteim" zur Quantifizierung von Immissionen in der gesamten maritimen Logistikkette mit dem Ziel Maßnahmen zur Reduktion der Immissionsbelastung zu identifizieren. Das Projekt wird vom Institut für Seeschifffahrt und Logistik (ISL) durchgeführt, das die Modellierung der Emissions- und Immissionssituation exemplarisch anhand der bremischen Häfen durchführt. | 2023 | in Bearbeitung | ||
Die Weiterentwicklung und weltweite Verbreitung des ESI-Index als Anreizsystem für eine emissionsärmere Seeschifffahrt fördern | Als Mitglied des World Port Sustainability Programms (WPSP) an der Weiterentwicklung des Environmental Ship Index (ESI) mitwirken |
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fortlaufend | fortlaufend |
Anteil der Schiffsanläufe mit ESI-Index in den bremischen Häfen ermitteln |
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fortlaufend | in Bearbeitung | |
"greenports Awards" an das emissionsärmste Seeschiff und die Reederei mit der umweltfreundlichsten Flotte verleihen |
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fortlaufend | in Bearbeitung | |
Emissionsreduktion in bremenports eigener Flotte | Bei der Neubeschaffung von Schiffen emissionsfreie Antrieben, wie Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie oder E-Fuels anstreben |
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fortlaufend | in Bearbeitung |