[STANDARDS: GRI 103-1, 103-2, 103-3, 305-7, 413-1, 413-2]
Der Anstoß zum Handeln
Um den guten Zuspruch der lokalen Bevölkerung des Hafenumfelds zu bewahren, ist uns ein vertrauensvoller Meinungsaustausch sehr wichtig.
Wenn Hafenanlagen neu gebaut oder erweitert werden, sind – je nach Ausmaß und Größenordnung – gesetzliche Genehmigungsverfahren erforderlich. Welche Verfahren zum Einsatz kommen, ist im jeweiligen Einzelfall mit den in Frage kommenden Zulassungsbehörden zu bestimmen. Dabei werden sowohl Auswirkungen auf die Umwelt als auch Auswirkungen auf die Bevölkerung berücksichtigt. Bei großen Infrastrukturprojekten findet darüber hinaus im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens immer eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit statt.
Für Beeinträchtigungen der lokalen Bevölkerung aus dem laufenden Hafenbetrieb wie Verkehrs- und Lärmbelastungen oder Nutzungsbeschränkungen der Hafenareale wird gemeinsam mit Betroffenen nach Lösungen gesucht. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass die Hafeninfrastruktur für die Öffentlichkeit erlebbar ist und machen deutlich, welchen Einfluss sie auf unsere Region hat.
Darüber hinaus planen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern sowie engagierten Mitarbeiter_innen unterschiedliche Projekte und Maßnahmen, die der lokalen Bevölkerung zugutekommen, und setzen diese um. Der Fokus unseres Engagements liegt dabei auf Projekten, die einen Beitrag zur Entwicklung des strukturschwachen, hafennahen Stadtteils Bremerhaven-Lehe leisten.
Unsere Ziele sind...
- Lösungen für Belastungen der lokalen Bevölkerung in vertrauensvoller Zusammenarbeit erarbeiten und der Bevölkerung den Hafen - trotz Zugangsbeschränkungen erlebbar machen
- Engagement in konkreten Projekten, um einen Beitrag zur Entwicklung des strukturschwachen, hafennahen Stadtteils Bremerhaven-Lehe zu leisten
Unser Vorgehen
Aktuell bekannte Belastungen aus dem laufenden Hafenbetrieb
Der laufende Hafenbetrieb verursacht neben zahlreichen positiven wirtschaftlichen Effekten auch Belastungen für die lokale Bevölkerung. Grundsätzlich liegt die Verantwortung dafür nicht bei der bremenports GmbH & Co. KG, sondern bei den Verursachern, den Terminalbetreibern sowie den land- und wasserseitigen Transportunternehmen. Wir unterstützen jedoch bei Dialogen mit Betroffenen. Die folgenden Belastungen sind uns aktuell bekannt und waren im Berichtszeitraum von Relevanz. Anwohner können sich mit ihren Anliegen jederzeit per E-Mail an die allgemeine bremenports Adresse: office@bremenports.de wenden.
Zugangs- und Nutzungsbeschränkungen
Zugangs- und Nutzungsbeschränkungen bestehen aufgrund von Sicherheitsbestimmungen des ISPS Code . Es liegen uns keine Beschwerden der Bevölkerung bzgl. dieser Beschränkungen vor.
Um den Zugang zum Hafengelände zu ermöglichen, werden von der Erlebnis Bremerhaven GmbH u.a. Rundfahrten mit dem Hafenbus angeboten. Im Rahmen des jährlich stattfindenden „Tag der Logistik“ öffnen verschiedene Hafenunternehmen in Bremen und Bremerhaven ihre Tore für interessierte Besucher_innen. An diesem Aktionstag beteiligt sich auch die bremenports mit speziellen Angeboten. Der Bevölkerung stehen Aussichtsmöglichkeiten, wie z.B. der Container-Aussichtsturm oder während Kreuzfahrtschiffsliegezeiten die Besucherterrasse am Columbus Cruise Center Bremerhaven zur Verfügung. In Bremen existieren außerdem öffentliche Straßen, von denen aus die Häfen und das Hafengeschehen gut eingesehen werden können, wie z.B. von der Kap-Horn-Straße auf die Industriehäfen, vom Fabrikenufer auf den Holz- und Fabrikenhafen oder vom Lankenauer Höft auf den Neustädter Hafen. Auf unserer Ausgleichsfläche Luneplate werden fortlaufend Führungen angeboten, die von der Bevölkerung angenommen werden.
Lärmbelastung
Lärmemissionen resultieren aus dem Terminalbetrieb, dem Umschlaggeschehen, dem Verkehrslärm im Zuge der Waren- und Personentransporte sowie den sonstigen betrieblichen Aktivitäten der Hafenunternehmen. Im Bereich der Häfen in Bremen gibt es seit 2018 einzelne Hinweise von Anwohner_innen zur Lärmbelastung (im Industriehafen TSR Recycling und in den Neustädter Häfen) gegeben. Die Sensibilität in der Bevölkerung hinsichtlich dieser Form der Umweltbelastung scheint gemäß Gewerbeaufsichtsamt in Bremen zuzunehmen. Am Containerterminal Bremerhaven wurden diverse Lärmminderungsmaßnahmen durchgeführt. Diese sind wirksam: Die Anzahl der Lärm-Beschwerdeanrufe auf einem eigens für die anliegenden Bewohner_innen (Weddewarden) des Containerterminals eingerichteten Anrufbeantworter tendiert seit etwa Anfang 2013 gegen null. Die letzte Aktualisierung der Lärmkartierung der Seestadt Bremerhaven erfolgte 2018. Die nächste erfolgt im 5-Jahresturnus 2023.
Die Höhe der Lärmemissionen am Rand des Containerterminals Bremerhaven und den angrenzenden Wohngebieten Bremerhaven bezogen auf den Containerumschlag wird in dB(A)/ 1Mio TEU erfasst. Sie liegt seit dem Jahr 2011 unter 50 dB(A) / 1Mio. TEU. Der Verlauf der Lärmemissionen kann in unserer Kennzahlentabelle nachvollzogen werden
Verkehrsbelastung
Güterverkehre per Bahn und Lkw, mit ihren Begleiterscheinungen wie Staus, Parkplatznot und Emissionen, führen zu einer spürbaren Belastung der Bevölkerung in Bremerhaven und Bremen. Die Verkehre finden auf zugelassenen und dafür geplanten Verkehrsinfrastrukturen statt. Die aktuelle Belastung ist unverändert hoch. Neben Kapazitätsengpässen tragen aber auch Extremwetterlagen (Sturm, Hitze und Salznebel) zu Verkehrsverzögerungen bei. Es besteht eine Bahnlärm-Initiative Bremen, die sich für Lärmreduzierungen im Güterverkehr einsetzt. Entlang der Bahnstrecke Bremerhaven-Bremen gibt es Initiativen in den jeweiligen Gemeinden die höhenungleiche Bahnübergänge zum Ziel haben. Dadurch sollen Wartezeiten vermindert und die Sicherheit des Verkehrs erhöht werden. Gleichzeitig bestehen Forderungen nach einem 3. Gleis, damit Personen- und Güterverkehr besser nebeneinander organisiert werden und Verzögerungen im Schienenpersonenverkehr reduziert werden können.
Kapazitätsplanungen im Rahmen der Hafenentwicklung finden fortlaufend im Bereich der Häfen statt. Mit innovativen Ansätzen innerhalb bzw. unmittelbar angrenzend an das Hafengebiet sollen die Verkehrsbelastungen auf der Schiene und der Straße reduziert werden. Ein Slot-Managementsystem seitens der Terminalbetreiber und ein LKW Parkplatz optionalen Services soll eine geordnete Zuführung der Straßengüterverkehre zu den Terminals und zu einer Verringerung der städtischen Umweltbelastung Bremerhavens führen.
Immissionsbelastungen der Luft, des Gewässers und des Sediments können im Kapitel Umweltmanagement nachvollzogen werden.
Engagement in konkreten Projekten
Die geplanten Projekte mit unserer Kooperationsschule am Ernst-Reuter-Platz, die einen Beitrag zur Entwicklung des strukturschwachen, hafennahen Stadtteils Bremerhaven-Lehe leisten sollen, konnten im Berichtszeitraum aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht stattfinden. Dafür war es bremenports möglich, in einer Notsituation helfend einzugreifen, wie bei der Hochwasserkatastrophe in Bad Neuenahr-Ahrweiler oder die Seemannsmission Bremerhaven bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage finanziell zu unterstützen. Und auch ein kulturelles Zusammenspiel mit der Theatergruppe "Das letzte Kleinod" konnte verwirklicht werden.
Unsere Kooperation mit der Ernst!
Seit Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen bremenports und der Schule am Ernst-Reuter-Platz („ERNST!“) in Bremerhaven. Mit dem Projekt „Der Hafen kommt nach Lehe“ leisten wir einen Beitrag, den Stadtteil mit seinen vielen Herausforderungen positiv zu verändern. Die Idee, den Hafen fest im Unterricht der ERNST! zu verankern, wurde im Jahr 2016 geboren. Seitdem sind eine Reihe von Projekten umgesetzt oder auf den Weg gebracht worden. Die Zusammenarbeit mit der ERNST! ist auf Kontinuität angelegt. Sie beinhaltet nicht nur einzelne lose Aktionen, sondern folgt einem strukturierten Vorgehen. Regelmäßige Treffen finden 2x jährlich zwischen der bremenports Geschäftsleitung und Vertreter_innen der Schule statt. In von der Schulleitung angefertigten Protokollen wird festgehalten, welche Unterstützungen seitens der Bildungseinrichtung benötigt werden und welche Aktionen durchgeführt werden können. Ausgewählt für unser Engagement wurde die ERNST! aus 2 Gründen:
- Aufgrund ihrer Lage: sie befindet sich in räumlicher Nähe zum Hafen, im Stadtteil Lehe.
- Aufgrund der sozialen Herkunft der Schülerschaft: in Lehe ist der Anteil an Familien, die Sozialleistungen beziehen, relativ hoch.
bremenports unterstützt die Schule bei ihrem Ziel, die Schüler_innen durch handwerkliche Themen wieder fürs Lernen zu begeistern und sich als Teil eines Teams zu fühlen. Aktionen, wie der Umbau eines Fahrradcontainers, spielen dabei eine große Rolle. Sich ein halbes Jahr lang gezielt jeden Freitag in der Werkstatt der Brückenstraße zu treffen und gemeinsam etwas Sinnvolles zu gestalten, hilft den Jugendlichen in vielerlei Hinsicht. Mit dem Projekt „Der Hafen kommt nach Lehe“ will bremenports einen kleinen Beitrag leisten, um den Strukturwandel im Stadtteil positiv zu begleiten.
Aufgrund der Pandemie konnten in 2020 und 2021 leider keine Aktionen durchgeführt werden. Es gibt aber einige Ideen, die nur auf ihre Umsetzung warten und hoffentlich zeitnah angestoßen werden können.
Hilfsaktion für Flutwasseropfer
Das verheerende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat eine Vielzahl von Menschenleben gefordert und in vielen Gebieten die Infrastruktur weitgehend vernichtet. Zur Unterstützung der Rettungsarbeiten hat die Bremische Hafenwirtschaft auf Initiative der Firma Tiemann im Juli 2021 eine kurzfristige Hilfsaktion gestartet, die auch von bremenports unterstützt worden ist. Zwei Kollegen erklärten sich spontan bereit, die Hilfslieferung zum Einsatzort zu begleiten. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Firma Tiemann ging es mit einem LKW und einem Transporter von Bremen in das Überschwemmungsgebiet. An Bord waren Paletten mit Schaufeln, Schutzanzügen und Putzlappen, dazu eine Fülle von technischen Geräten wie Pumpen, Kettensägen und Stromaggregate. Ziel war eine Farbenfabrik in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In der Region hatte das Hochwasser besonders gewütet. In der Nachbarschaft waren Bungalows überflutet und Bewohner_innen beim Versuch sich zu retten ums Leben gekommen. Hier wurden die Hilfsgüter entladen und Stromaggregate aufgebaut und in Betrieb genommen. Gegen Mitternacht waren die Kollegen wieder zurück, mit bleibenden Eindrücken: „Vor Ort ist der Eindruck noch einmal viel schlimmer als das, was man in den Medien sieht“.
Das letzte Kleinod: Theater erzählt Geschichte der Auswanderung
Es ist ein Gebäude, das für Abschied und Ankommen steht, für Wehmut und Wiedersehensfreude. Hier wurden rauschende Feste gefeiert und einsame Momente durchlitten: Der Columbusbahnhof ist ein wahrhaft historischer Ort in Bremerhaven. Zugleich ist es ein Gebäude, das aus der Zeit gefallen ist.
Eine Nachnutzung ist nicht möglich, die Gebäudetechnik ist marode. Und nachdem der Hafenausschuss die Planungsmittel für einen Neubau an dieser Stelle freigegeben hat, steht der Abriss bevor. Bevor die Abrissbirne zum Einsatz kommt, bedarf es aber noch einer wertschätzenden Erinnerung. Und wer könnte dies besser inszenieren als die Theatergruppe „Das letzte Kleinod“.
Die freie Theaterbühne aus dem Landkreis Cuxhaven hat in den letzten 30 Jahren international eine Vielzahl historischer Plätze bespielt und so die Vergangenheit zurück in die Gegenwart geholt. Vor diesem Engagement waren die Theaterleute beispielsweise im Braunkohlebergbau in der Lausitz unterwegs. Im Oktober 2021 wurden Gründer Erwin Siemssen und seine Schauspieler_innen vom niedersächsischen Kultusminister mit einem Kulturpreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet.
Für bremenports war das Letzte Kleinod die Wunschbesetzung, um den Columbusbahnhof in Szene zu setzen und dem historisch so bedeutenden Thema Auswanderung Raum und Erinnerung zu geben. Und „Das letzte Kleinod“ war von der bremenports-Anfrage begeistert. Angesichts der Bandbreite des Themas wurde aus einem Theaterstück letztlich ein ganzes Festival, das bis ins Jahr 2023 gespielt wird.
Im Oktober 2021 startete das Stück „Passenger Processing“. Dazu wurde der Columbusbahnhof zu einer Art begehbarem Theater. In einem Rundkurs wurden die Abfertigungsräume, Wartesäle und Wandelhallen bespielt. Viermal am Abend konnten so je 40 Personen durch das Gebäude geführt werden.
Ein Ausblick: Im weiteren Verlauf des Jahres 2022 wird der Blaue Zug des Theaters auf der alten Amerika-Linie von Berlin bis Bremerhaven an verschiedenen Stationen ein Stück zum Thema Auswanderung spielen. Im Mai 2023 soll ein gemeinsam mit einer amerikanischen freien Theatergruppe entwickeltes Stück zur Queen Elizabeth auf der Kaje in Bremerhaven und in Philadelphia gespielt werden.
Photovoltaikanlage für den Seamen's Club Bremerhaven
Für unsere konsequente Nachhaltigkeitspolitik ist bremenports im Jahr 2020 von der Metropolregion Nordwest mit dem NordwestAward ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld von 10.000 Euro hat bremenports beim Welcome Club im Überseehafen Bremerhaven von Wehmann Elektrotechnik eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher installieren lassen. Pünktlich zum Tag des Seefahrers in 2021 ist die Anlage offiziell in Betrieb genommen worden.
Mit der neuen Anlage kann die Seemannsmission jetzt einen Großteil des benötigten Stroms selbst produzieren. Neben den ökologischen Effekten trägt die Anlage dazu bei, den Etat des Welcome Clubs zu entlasten.
Der Welcome Club Bremerhaven an der Nordschleuse ist ein beliebter Treffpunkt für die Seeleute, deren Schiffe in Bremerhaven liegen. Jedes Jahr wird die Einrichtung von 20.000 bis 30.000 Gästen besucht.
Unsere Maßnahmen
Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung | ||||
Ziel | Maßnahmen | SDG | Zeithorizont | Status 2022 |
Lösungen für Belastungen der lokalen Bevölkerung in vertrauensvoller Zusammenarbeit erarbeiten und der Bevölkerung den Hafen - trotz Zugangsbeschränkungen erlebbar machen | Unternehmensübergreifendes System zum Beschwerdemanagement aufbauen |
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2022 | in Planung |
Fortlaufende Unterstützung von Terminalbetreibern, Gewerbeaufsichtsamt und Senator für Wissenschaft & Häfen (SWH) bei Dialogen mit lokalen Anwohnern zum Thema Lärm in den Neustädter- und Industriehäfen in Bremen | fortlaufend | fortlaufend | ||
Erlebbarkeit des Hafens unterstützen, z.B. durch Rundfahrten mit dem Hafenbus, CCCB Bremerhaven oder Containeraussichtsturm | |
fortlaufend | fortlaufend | |
Bestandsaufnahme und Analyse bzgl. der Radwegstrukturen im Überseehafen Bremerhaven zu den Themen Sicherheit, Verkehrsfluss, Benutzerfreundlichkeit | |
2020/ 2021 | abgeschlossen | |
Ausbau des Radwegeplans im Überseehafen Bremerhaven |
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in Planung | in Planung | |
Errichtung von 6 öffentlichen PKW- und Fahrradladestationen im Überseehafen |
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2022 | in Bearbeitung | |
Engagement in konkreten Projekten, um einen Beitrag zur Entwicklung des strukturschwachen, hafennahen Stadtteils Bremerhaven-Lehe zu leisten | Unterstützung von lokalen Kulturschaffenden | fortlaufend | fortlaufend | |
Kooperation mit der Schule am Ernst Reuter Platz | fortlaufend | fortlaufend |